Freiheit oder soziale Gerechtigkeit – gibt es ein Recht auf Diskriminierung?

Thursday 7 November, 7.00pm until 9.00pm, Kino Tilsiter Lichtspiele, Richard-Sorge Str., 25a 10249 Berlin-Friedrichshain, Deutschland International Satellite Events 2013

Eintrittspreis: EUR 4,90

Kontakt: Redaktion NovoArgumente, www.novo-argumente.com, Tel: 069 260 185-33, Johannes Richardt.


Gefährdet die sich öffnende „Schere zwischen Arm und Reich“ den sozialen Frieden und die Demokratie? Es scheint Konsens, dass eine Gesellschaft, in der die Einkommensunterschiede groß sind, ungerecht und nicht wünschenswert ist. Armut wird mit sozialer Ausgrenzung gleichgesetzt und spätestens seit Beginn der Finanzkrise wird davor gewarnt, dass dies Auswirkungen auf unsere Demokratie haben könnte. „Ein Gefühl der Ohnmacht und der Ungerechtigkeit hat sich in unserer Demokratie ausgebreitet“, warnte die Politologin und ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin, Gesine Schwan, schon bei einer Gedenkrede im Juni 2010. „Die Gefahr von Unruhen steigt“ ist auch das Ergebnis des jüngsten Berichts der ILO vom Juni dieses Jahres.

Die Forderung nach mehr Gerechtigkeit wird oft als eine Fortsetzung früherer, progressiver Bewegungen verstanden. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war der Schlachtruf der Französischen Revolution und auch die Bürgerrechtsbewegungen forderten politische Gleichheit. Aber steht die Debatte über soziale Gerechtigkeit wirklich in dieser Tradition?
Zum Kampf für politische Gleichheit gehörte z.B. die Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht, nach Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Gewerbefreiheit, Freizügigkeit, Gleichheit vor dem Gesetz. Heute scheint es bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit vor allem darum zu gehen, wie das Geld zu verteilen ist. Statt um Gleichberechtigung geht es vielfach um Gleichstellung und Verteilungsgerechtigkeit.

Es stellt sich die Frage, wie die Forderung nach mehr Gleichheit mit dem Recht auf Freiheit zusammenpasst. Der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit kann sich auch gegen individuelle, religiöse oder unternehmerische Freiheiten richten. Gleiche Rechte für Frauen ist eine progressive Forderung, aber gilt das auch für die „Frauenquote“? Eine Wahl zu treffen, heißt zu diskriminieren. Was bedeutet dann aber eine gut gemeinte Antidiskriminierungskultur für unsere Wahlfreiheit und für unsere Meinungsfreiheit?

Sollten wir nicht auch das Recht haben, ungleich zu sein? Wollen wir wirklich in einer Gesellschaft leben, bei der die staatliche gesteuerte Verteilung von Geld, Jobs und sonstigen Auszeichnungen ausgeweitet wird, bis alle eins sind?

Speakers
Jan Herfert
social researcher, House of Research; member, Die Linke

Boris Kotchoubey
professor, University of Tübingen

Thilo Spahl
science editor, NovoArgumente

Sascha Tamm
research fellow, Liberal Institute, Berlin

Chair:
Sabine Beppler-Spahl
chair, Freiblickinstitut e.V; CEO, Sprachkunst36

Produced by
Sabine Beppler-Spahl chair, Freiblickinstitut e.V; CEO, Sprachkunst36
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